Medienwerkstatt in der Grundschule

Im zweiten Schulhalbjahr habe ich an der Maria-Sibylla-Merianschule in Wiesloch als Kooperationsangebot für ZweitklässlerInnen eine Medienwerkstatt durchgeführt. Medien nutzen wir jeden Tag: Wir lesen Bücher und Zeitschriften, schauen Filme, hören Hörspiele und Musik, surfen im Internet und spielen Spiele am Tablet. Medien kann man aber auch selber machen. Und das haben wir in dem wöchentlichen Kurs gemeinsam ausprobiert. Acht Mädchen und Jungen wurden so von Medienkonsumenten zu Medienproduzenten.

Für den Kurs habe ich verschiedene Module von jeweils ein bis drei Doppelstunden konzipiert. Die Module bauen nicht aufeinander auf und lassen sich somit problemlos auch in anderen Angebotsformaten wiederverwenden. Der Kurs war sehr abwechslungsreich, aber definitiv auch nicht unanstrengend! Meines Erachtens haben die Kinder einen guten Einstieg in die Medienproduktion bekommen und nehmen viele Erinnerungen mit ins nächste Schuljahr.

Audioarbeit

Nach einem allgemeinen Start ins Thema „Was sind Medien?“ und „Eigene Mediennutzung“ (z.B. Methode Heldenleine) starteten wir mit dem Block „Audioarbeit“. Zum gegenseitigen Kennenlernen interviewten sich die Kinder mit einem „toten Mikrofon“ und übten anschließend den Umgang mit einem Aufnahmegerät. Dafür durften sie in Kleingruppen ein Geräuschequiz für ihr MitschülerInnen erstellen. Das Thema „Geräusche“ vertieften wir dann mit der Erstellung eines kleinen Hörspiels. Als Geräuschemacher produzierten die Kinder mit Hilfsmitteln aus dem Haushalt viele Geräusche für das Hörspiel „Das große Unwetter“. Ein fertiges Skript findet sich in dem Ohrenspitzer-Buch Ohrenspitzer – Koffer auf. Mit Kassettenband, Putztüchern, getrockneten Erbsen, Luftballons und mehr experimentierten wir herum, um die passenden Sounds für das Hörspiel zu erzeugen. In verteilten Rollen wurden dann die Texte eingesprochen. Zum Abschluss wählten wir passende Musik von der Internetseite Auditorix aus, um das Hörspiel musikalisch zu untermalen.

Fotografie

Im nächsten Modul ging es um „Fotografie“. Am Beispiel von Superhelden-Comics beschäftigten sich die Kinder mit den verschiedenen Perspektiven und Einstellungsgrößen. Jedes Kind durfte in die Rolle eines Superhelden schlüpfen (z.B. „Eion Menn“ = Iron Man), für ein Foto posieren und dieses in einen richtigen Comic verwandeln. Dafür nutzten die Kinder die typischen Stilmittel wie Sprechblasen, Pengwörter usw.

Trickfilm

Anschließend untersuchten wir wie aus vielen Einzelbildern Filme entstehen. Mit Hilfe von iPads, kleinen Trickfilmboxen und selbstgezeichneten Figuren erstellten die SchülerInnen kurze Legetrickfilme. Vorab hatten wir mehrere Übungen gemeinsam durchgeführt, um das Trickfilmprinzip zu verstehen. Mittels der Stop Motion-Technik ließen wir die Kinder z.B. in Bücherregalen verschwinden oder erweckten Playmobil-Figuren zum Leben.

Computerspiele

Dieses Modul war vermutlich das Lieblingsmodul der Kinder. Gemeinsam entwickelten wir eine Geschichte für ein kleines Jump ’n‘ Run-Spiel, das sie anschließend mit iPads und der App „Bloxels“ selbst bauen durften. Dafür gestalteten sie ihre eigenen Spielhelden, Gegner und Level. Die Geschichte rund um ein kleines Mädchen mit einem flammenden Schwert, das im Zauberwald die Königin aus den Fängen eines Drachen befreien muss, geriet im Eifer des Gefechts bei vielen Kindern aus den Augen. Nichtsdestotrotz half die Entwicklung eines gemeinsamen Plots dabei, in das Thema einzusteigen. So verstanden die Kinder, das jedes Spiel ein Ziel braucht und eine gute Story, um den Spieler in seinen Bann zu ziehen.

Medienpädagogik: Computerspiele mit Bloxels

Roboter Dash

Einen kurzen Ausflug in die Programmierung unternahmen wir gemeinsam mit Roboter Dash. Der süße Roboter ist bei Jungen und Mädchen im Grundschulalter gleichermaßen beliebt. Die Motivation war demnach bei allen groß, den Roboter so zu programmieren, dass er die geforderten Aufgaben erfolgreich lösen konnte. Zum Abschluss klebten wir im Klassenzimmer mit Kreppband einen Parcours ab, den der Roboter abfahren musste.

Buch

Nachdem wir in den letzten Wochen sehr viel mit den iPads der Schule gearbeitet hatten, war ich etwas skeptisch, ob sich die SchülerInnen mit dem analogen Medium Buch überhaupt beschäftigen wollten. Zu meiner Überraschung war die Begeisterung riesig. Zum Start hatte ich ein großes Bücherquiz vorbereitet.  Bei dem Spiel konnten die Kinder im Stil von „1, 2 oder 3“ unter Beweis stellen wie viel sie über aktuelle Kinderbücher und Kinderbuchklassiker wissen. Es gab Fragen zum Sams, Bibi und Tina und den Olchis genauso wie zu Hanni & Nanni, Pippi Langstrumpf oder Star Wars. Nach dem unterhaltsamen Einstieg versuchten wir uns selbst als Schriftsteller. Mit Hilfe von Impulswörtern entwickelten wir gemeinsam eine Geschichte. Ich hatte zu folgenden Kategorien verschiedene Begriffe vorbereitet und auf Kärtchen ausgedruckt. Per Losverfahren erhielten wir folgende Vorgabe:

  • Ort: Zauberwald
  • Held: Hundedetektiv
  • Bedürfnis: Krankheit heilen
  • Freund: Bruder
  • Gegner: Hexe
  • Magischer Gegenstand: Glücksstein

Während die Kinder ihre Ideen in den Raum warfen und anfingen zu erzählen, versuchte ich, die Geschichte am Laptop mitzuschreiben. Das hat ziemlich gut funktioniert und so entstand die Geschichte „Cookie und sein Abenteuer im Zauberwald“. Alle Beteiligten waren sehr stolz auf das Ergebnis. Zum Abschluss zeichnete jedes Kind ein Buchcover für unsere Geschichte. Auf die Rückseite des Covers klebten wir den einseitigen Ausdruck der Geschichte. Eine sehr schöne Erinnerung für die Kinder an die Medienwerkstatt. Viele Kinder malten weitere Bilder zu der Geschichte und klebten diese dazu.

Geschichtenerfinde: Cookie und sein Abenteuer im Zauberwald