Erklärvideos in der Schule

Am 12. Juli war ich mit einer Kollegin zu Gast an der Tulla Realschule in Mannheim. Im Rahmen einer Projektwoche erarbeiteten wir einen Tag lang mit einer siebten Klasse Erklärvideos. Finanziert wurde das Projekt über das kommunale Förderprogramm MAUS – Mannheimer Unterstützungssystem Schule in Kooperation mit der Stadtbibliothek Mannheim.

Das war meine erste Veranstaltung zum Thema Erklärvideos. Es standen 6 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten zur Verfügung. Folgender Ablaufplan hat sich bewährt:

Einführung ins Thema mittels Gruppendiskussion

Was sind Erklärvideos? Wer von euch schaut solche Videos? Wo kann man die im Internet finden? Welche Themen interessieren euch? Welche verschiedenen Formate gibt es? Unterscheidung von Explainity-Clips (Legetrick-Stil), How-To-Videos und Vlogs. Eine schöne Übersicht über die verschiedenen Formate gibt es hier.

Gemeinsames Anschauen von ein oder zwei Beispielen

Anhand von Beispielvideos klären, was am Ende des Tages als Ergebnis rauspurzeln könnte. Wir haben festgelegt, dass ausschließlich Explainity-Clips im Legetrickformat erstellt werden dürfen. Der Zeitrahmen war recht knapp und die Anzahl der zu betreuenden SchülerInnen groß. Durch die Festlegung auf ein festes Format konnte sichergestellt werden, dass die Gruppen relativ parallel dieselben Arbeiten durchführten (Drehbuch schreiben, Figuren basteln, Dreh, Vertonung usw.). Dies erleichtert die Betreuung deutlich.

Merkmale von Erklärvideos

Gemeinsam die typischen Merkmale, die ein Erklärvideo ausmachen, sammeln (z.B. neutraler Hintergrund, Animation von Flachfiguren und Symbolen, Stimme aus dem Off, Nutzung Stopptrick-Effekt usw.)

Ablauf Erklärvideoproduktion

Als Einführung gemeinsames Erklärvideo schauen, das erklärt wie ein Erklärvideo gemacht wird. Danach gemeinsam an der Tafel die Arbeitsschritte festhalten. Die Schritte können im Vorfeld auch auf einem Arbeitsblatt dokumentiert werden, das an dieser Stelle ausgeteilt wird. Ein Beispiel findet sich hier.

Gruppeneinteilung und Themenfindung

Ideal für die Erstellung eines Erklärvideos ist eine Gruppengröße von 3 bis 4 SchülerInnen. So können alle Rollen besetzt werden (Kameramann/frau, Sprecher, „Figurenschieber“, ggfs. „Figurenwegnehmer“).

Bei der Gruppeneinteilung sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die SchülerInnen ähnliche Interessen haben. So fällt es leichter, ein gemeinsames Thema zu finden, das in dem Erklärvideo erläutert werden soll.

Grundsätzlich können den SchülerInnen auch Themen vorgegeben werden, die bspw. aktuell im Unterricht behandelt werden. Alternativ kann man die Themenauswahl auch freilassen. Da wir wenig Zeit hatten, war für unseren Projekttag wichtig, dass die Jugendlichen Themen auswählen zu denen sie bereits ausreichend Vorwissen mitbrachten. Es gab nicht genug Zeit, um zu dem Thema ausführlich im Internet zu recherchieren. Im Idealfall lässt sich das natürlich super kombinieren. Die SchülerInnen recherchieren selbstständig zu einem neuen Thema und präsentieren ihre Ergebnisse in Form eines Erklärvideos.

Vermutlich ist die Motivation bei den SchülerInnen höher, wenn sie eigene Themen einbringen können. So war es auf jeden Fall bei unserem Projekttag. Alle Gruppen waren motiviert und mit Spaß bei der Sache. Während zwei Gruppen einen Rapper in Form eines Erklärvideos präsentierten, erstellte eine andere Gruppe eine Anleitung, um YouTube-Star zu werden. Die letzten beiden Gruppen stellten dar wie man eine Pizza backt bzw. wie der Plastikmüll in unsere Meere gelangt.

Drehbuch schreiben

Die einzelnen Gruppen müssen nun für ihr Thema eine klare Aussage bzw. Botschaft finden, die in dem Erklärvideo vermittelt werden soll.

Variante 1:
Fragestellung, die im Video beantwortet wird (z.B. Warum schmelzen die Pole?)

Variante 2:
Informative Geschichte wird erzählt (z.B. ein Tag im Leben des Polarfuchses)

Jetzt kommt der Kern der Projektphase. Die SchülerInnen müssen ihren Sachverhalt auf das Wesentliche reduzieren sowie verständlich und kurzweilig aufbereiten. Sie dokumentieren ihre Story in Form eines Drehbuchs mit dem Sprechertext. Sie überlegen sich dabei schon, welche Bilder und Symbole sie zur Visualisierung einsetzen möchten.

Erstellung Flachfiguren

Auf Basis des Drehbuchs erstellen die SchülerInnen die notwendigen Flachfiguren und Symbole für ihr Erklärvideo. Hilfreich ist es, etwas festeres Papier zur Verfügung zu stellen, das sich nicht so leicht wellt. Schwarze und farbige Filzstifte werden ebenfalls benötigt. Ggfs. kann auch farbiges Tonpapier hilfreich sein.

Einführung Videodreh

Bevor die Dreharbeiten starten erhalten die SchülerInnen eine technische Einführung. Wir haben mit der App iMovie gearbeitet. Jede Gruppe hatte ein iPad und ein passendes Stativ sowie Fernauslöser zur Verfügung. Bevor die Gruppen mit dem Videodreh starteten, haben wir am Beamer beispielhaft eine Szene gedreht. So konnten wir die App vorstellen sowie viele hilfreiche Tipps vermitteln:

  • Rollenverteilung: Legt fest, wer in der Gruppe spricht, wer filmt und wer die Bilder schiebt.
  • Festlegung Bildausschnitt: Positioniert das iPad und das Stativ so, dass ein ausreichend großer Bildausschnitt zu sehen ist. Ggfs. mit Kreppband den Rand markieren als Orientierungshilfe (dieser darf natürlich nicht zu sehen sein!)
  • Start- und Endbild: Überlegt euch wie das Start- und wie das Endbild aussehen sollen. Gibt es einen Titel? Am Ende sollte die Info auftauchen in welchem Rahmen der Film entstanden ist und wer die Beteiligten waren.
  • Vorbereitung Flachfiguren und Symbole: Legt die Bilder in der richtigen Reihenfolge bereit. Alle Richtungen (von oben, unten und von den Seiten) können genutzt werden. Ggfs. die Bilder an unterschiedlichen Stellen verteilen, damit es übersichtlich bleibt. Wohin werden die Bilder geschoben, um nicht mehr im Bild zu sein?
  • Aufzeichnung Bild und Ton: Nehmt Bild und Ton getrennt auf. Ansonsten habt ihr Störgeräusche vom Schieben des Papiers im Film. Aber Achtung: Lasst den Sprecher auch bei der Bildaufnahme den Text einlesen. Ansonsten passen Bild und Ton später zeitlich nicht zueinander.
  • Wichtige iMovie-Funktionen: Ton bei der Videospur stummstellen und separat aufnehmen über Mikrofon-Funktion; Geschwindigkeitseinstellungen
  • Stopptrick-Effekt: Video unterbrechen, Bühne verändern, weiter drehen

Videodreh

Jetzt drehen die Kleingruppen jeweils an einem Tisch ihre Videos. Dies kann bei guter Vorarbeit relativ schnell gehen. Um den Ton sauber einsprechen zu können, ist ein zweiter Raum hilfreich, in den sich die Gruppen einzeln zurückziehen können.

Präsentation

Zum Abschluss darf eine Präsentation der Filme natürlich nicht fehlen. Obwohl zwei Gruppen am Ende technische Probleme mit iMovie hatten und die Tonspuren fehlten, gab es keine enttäuschten Gesichter. Spontan schlugen wir vor, dass die SchülerInnen ihre Videos live vertonen sollten. D.h. die Videos liefen stumm am Beamer während ein/e Schüler/in der jeweiligen Gruppe synchron den geplanten Text dazu einsprach.

Die Ergebnisse konnten sich sehenlassen und ich hatte den Eindruck, dass die meisten SchülerInnen ebenfalls sehr zufrieden mit ihren Ergebnissen waren.

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