Letzte Woche waren bei uns Faschingsferien. Somit stand in der Stadtbibliothek Wiesloch ein neuer Workshop aus der Reihe „Buchheld trifft iPad“ auf dem Programm. Auf diese Veranstaltung habe ich mich ganz besonders gefreut. Im Mittelpunkt des Workshops stand nämlich die sehr coole Graphic Novel „Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf“.
Mit 10 Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 11 Jahren wollte ich dieses Buch in ein Hörspiel überführen. Und das hat super funktioniert. Die drei Vormittage waren zeitlich gut durchgetaktet und die Kinder haben super Durchhaltevermögen bewiesen.
Das Hörspielskript
An Tag 1 lasen wir gemeinsam das Comicbuch in verteilten Rollen. Während des Lesens identifizierten wir die einzelnen Szenen. Die Szenen waren die Grundlage für die anschließende Kleingruppenarbeit.
Jeweils zu zweit oder zu dritt übernahmen die Kinder 4 Szenen, die sie selbständig in Hörspielskripte überführten. Dazu schrieben sie Dialoge für die verschiedenen Sprecher. Dabei mussten sie sich viele Gedanken machen:
- Welche Passagen können gekürzt werden?
- Mit welchen Geräuschen vermittle ich dem Zuhörer, wo er sich gerade befindet?
- Brauchen wir Musik, um Spannung zu erzeugen?
Geräuschesammler und Sprecher
An Tag 2 mussten sich die Kinder entscheiden: Möchten Sie gerne eine Hauptrolle als Sprecher übernehmen? Oder lieber auf Geräuschejagd gehen?
Alle Wünsche konnten erfüllt werden. Die Sprecher von Justus, Peter und Bob und die Hauptverdächtigen des Falls verbrachten den Großteil des Tages im Aufnahmeraum. Jede Szene wurde am Stück eingesprochen und mit einem Audiorekorder aufgenommen. Etwas schwierig bei der Aufnahme war die unterschiedliche Sprechlautstärke der Kinder. Aber durch geschickte Positionierung der Sprecher vor und rund um das Aufnahmegerät konnten wir das gut ausgleichen.
Die restlichen Kinder teilten sich in zwei Teams auf: Ein Team sammelte im Internet lizenzfreie Sounds, die wir für das Hörspiel benötigten. Auf den Seiten von Auditorix, Salamisound und Hoerspielbox wurden sie fündig. Vom Rattern eines alten Filmprojektors über Möwenschreie bis zu Autobremsgeräuschen war fast jedes Geräusch vorhanden. Das zweite Team produzierte eigene Geräusche und nahm diese mit einem Audiorekorder auf: Schritte im Treppenhaus, Öffnen einer Flasche, Besteckklappern im Restaurant…
Nachmittags investierte ich zu Hause zwei Stunden, um die Sprachaufnahmen mit den Geräuschen im Programm Audacity zusammenzuschneiden. Dabei setzte ich die Skripte der Kinder quasi 1:1 um. Nur einige wenige Geräusche fehlten oder fügten sich nicht stimmig ein.
Die Musik
Ich glaube, der Höhepunkt des Workshops war für die Kinder die Komposition der Musik am iPad. Mit den Apps GarageBand und Launchpad erstellten die Kinder atmosphärische Sounds und Musik für den Vor- und Abspann. Zu Beginn des Tages hatten wir uns das vorläufige Hörspiel angehört und gemeinsam die Stellen im Stück identifiziert, die wir mit Musik anreichern wollten. Benötigt wurden sowohl gruselige als auch geheimnisvolle Musikschnipsel.
Ich war mal wieder überrascht wie intuitiv die Kinder die Apps bedienten. Die Ergebnisse waren richtig klasse. Jedes Kind durfte seine zwei besten Songs vor der Gruppe präsentieren. Mithilfe einer kurzen Abstimmung wählten wir die Sounds aus, die am besten zu unserer Geschichte passten.
Die Präsentation
Zum Abschluss des Workshops waren die Eltern und Geschwister der TeilnehmerInnen zu einer kleinen Premierenfeier eingeladen. Dort präsentierten wir das fertige 20-minütige Hörspiel. Die Kinder kamen auf die Bühne und stellten selbst ihre Rollen und den Fall vor bevor wir das Hörspiel laufen ließen. Alle Kinder waren sehr stolz. Schön war, dass jedes Kind seine eigenen Beiträge 1:1 wiederfinden konnte. Die komponierte Musik, das produzierte Geräusch, die eigene Stimme – jeder war Teil des Ergebnisses. Das Feedback war extrem positiv und ich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Workshopwoche.
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten. Das hat richtig viel Spaß gemacht!
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