Ende 2020 führte ich im Auftrag des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz mehrere Fortbildungen zum Einsatz von Escape Games in der Bibliotheksarbeit durch.
Die beiden ersten Veranstaltungen konnten unter Einhaltung entsprechender Hygienevorschriften noch vor Ort in Koblenz und Neustadt an der Weinstraße stattfinden. Für die Folgetermine im Dezember mussten wir dann allerdings ins Online-Format wechseln.
Workshops unter Corona-Bedingungen
Meine Fortbildungen zu Escape Games sind grundsätzlich als Workshops konzipiert. Die Teilnehmer/innen werden also selbst aktiv und arbeiten an dem Tag viel praktisch. Dies wollte ich auch unter Corona-Bedingungen unbedingt beibehalten. Das hat auch wunderbar funktioniert. Was es dazu braucht sind
- etwas Flexibilität bei der Agendagestaltung,
- gute Kenntnis der Funktionen des genutzten Videokonferenztools und
- Verständnis für die unterschiedlichen Wünsche und Zielsetzungen der Teilnehmer/innen.
Mein Ziel ist es, dass die Teilnehmer/innen mit möglichst konkreten Spielentwürfen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. In dem Workshop erlernen sie deshalb nicht nur die theoretischen Grundlagen zum Design eines stimmigen Escape-Spiels. Sie entwickeln in Kleingruppen auch bereits konkrete Ideen für einen Plot und passende Rätselpfade.
Vielen Teilnehmer/innen fällt es im Team deutlich leichter, einen Einstieg ins Spieldesign zu finden als alleine zu Hause am Schreibtisch. Hat man im Workshop bereits den roten Faden für ein Spiel entwickelt, ist die Motivation natürlich sehr groß, die Idee auch tatsächlich in der bibliothekspädagogischen Praxis umzusetzen.
Je nach Gruppenzusammensetzung und den jeweiligen Zielsetzungen der Teilnehmer/innen gestalteten wir die Praxisphasen in den Workshops ganz unterschiedlich.
Storytelling im Esape Game
Neben den Rätseln ist die Story das Herzstück eines Escape Games. Wenn das Interesse besteht, gehe ich in meinen Workshops deshalb gerne auf verschiedene Tools ein, die man nutzen kann, um die Story im Spiel erzählen und vorantreiben zu können.
- Eigene Websites bauen mit unterschiedlichen Baukastensystemen wie Jimdo oder WordPress
- Interaktive Geschichten erzählen mit Twine
- Audiodateien schneiden mit dem kostenfreien Tool Audacity
- …
„Der Fluch der Bücher“ – das Escape Spiel für jede Bibliothek
In einem meiner Workshops waren alle Teilnehmerinnen durchweg Neueinsteiger beim Thema „Escape Games“. Sie hatten den Wunsch, mit Hilfe eines Escape Room-Abenteuers die Bibliothek als Ort für ältere Kinder und Jugendliche attraktiver zu machen und wollten den Workshop insbesondere zur Inspiration nutzen. Es gab weder Vorstellungen noch Vorgaben wie eine spätere Umsetzung vor Ort aussehen könnte.
Aufgrund der Corona-Hygienevorgaben war die Gruppe mit 7 Bibliothekarinnen sehr klein. Deshalb entschieden wir, gemeinsam ein Spiel zu entwerfen, dass unabhängig von den Begebenheiten vor Ort in jeder Bibliothek umgesetzt werden könnte. Mit „Der Fluch der Bücher“ entstand ein toller Plot, der die Bibliothek als Ort in den Mittelpunkt des Geschehens rückt und die jugendlichen Spieler/innen in bekannte Buchwelten eintauchen lässt.
Für die Umsetzung des Spiels müssen außer einem verschließbaren Koffer und ein wenig Dekomaterial keine Anschaffungen getätigt werden. Die Spieler/innen bewegen sich zur Lösung der Aufgaben in den Räumlichkeiten der Bibliothek. Die Größe und Ausstattung der Bibliothek sind für das Spiel dabei völlig unerheblich. Lediglich die Möglichkeit zur Internetrecherche mittels eines PCs oder ähnlichem sollte für die Spieler/innen gegeben sein.
Mit den Teilnehmerinnen des Workshops skizzierte ich gemeinsam an einem Flipchart neben der Story auch die unterschiedlichen Rätselideen, die in der Gruppendiskussion entstanden. Das Ergebnis der Gruppenarbeit überzeugte mich so sehr, dass ich das Spiel im Nachgang zu Hause selber umsetzte. Für diese praktische Umsetzung investierte ich ein ganzes Wochenende. Ich arbeitete die konkreten Rätsel und Aufgaben aus, erstellte einen Blog, Hinweiszettel und Audioaufnahmen und sammelte diverse Requisiten im Haus zusammen, um die Spieler – meine Tochter und meinen Lebensgefährten – möglichst tief in die Story eintauchen zu lassen.
Das Spiel war ein voller Erfolg und auch mir als Spielleiterin hat es großen Spaß gemacht, die beiden beim Lösen ihres Abenteuers zu begleiten. Unheimlich gerne würde ich dieses Escape Game in einer Bibliothek implementieren und so einem größeren Publikum zugänglich machen.
Wenn jemand Interesse hat, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme! Weitere Fortbildungen zum Thema habe ich aktuell nicht geplant. Aber am 6. März werde ich einen Impulsvortrag über Escape Games in der Bibliotheksarbeit beim digitalen hessischen Schulbibliothekstag (#stattHSBT) halten. Anmeldungen sind in Kürze auf der Website der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e. V. möglich.